Meldung Nr. 458 APA II vom 2003-04-08 14:19:13
Stundenreduktion: Für SPÖ macht sich Gehrer "lächerlich"
APA458 5 II 0358 XI Siehe APA216/08.04 08.Apr 03
Bildung/Schulen/Protest/Gehrer/SPÖ/Grüne/ÖVP
Stundenreduktion: Für SPÖ macht sich Gehrer "lächerlich"
Utl.: Grüne: Individuelle Förderstunden in OECD-Statistik nicht eingerechnet - ÖVP-Klub unterstützt Gehrers Linie =
Wien (APA) - Nach Ansicht von SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser macht sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) mit ihrer Kritik an den Protestmaßnahmen der AHS-Lehrer "lächerlich". "Das dilettantische Vorgehen bei der sogenannten 'SchülerInnen-Entlastung' provoziert geradezu Protestmaßnahmen", meinte Niederwieser in einer Aussendung. Der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz unterstellte Gehrer, in ihrem Offenen Brief "Halbwahrheiten" zu verbreiten. Unterstützung erhielt Gehrer dagegen von ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer.
Für Niederwieser sind die Stundenkürzungen "ein Etikettenschwindel und eine reine Bildungskürzungsmaßnahme". Die SPÖ stehe für Reformen zur Verfügung, denen aber ein gesamtpädagogisches Gesamtkonzept zu Grunde liegen müsste. Es gehe darum, die Qualität in den Schulen anzuheben, eine schülerfreundliche Schule zu gestalten und die Arbeit der in der Schule Tätigen durch geeignete Rahmenbedingungen und Ressourcen zu unterstützen. Geschehe das alles nicht, dann müsse man zur Kenntnis nehmen, dass die Interessensvertretung der LehrerInnen zu Protesten greife, so Niederwieser.
Brosz wies darauf hin, dass die Zahl der Normalunterrichtsstunden in Österreich überdurchschnittlich hoch sei. In bildungspolitisch erfolgreicheren Ländern wie Finnland gebe es aber eine weit größere Anzahl an individuellen Förderstunden, die in die OECD-Statistik über die Schülerbelastung nicht eingerechnet werde. Nachhilfe durch Lehrkräfte in den Schulen würden im OECD-Durchschnitt 72 Prozent der Schüler erhalten, beim Spitzenreiter Finnland 93 Prozent, in Österreich seien es aber nur 32 Prozent. "Gehrers simple Stundenkürzung ist daher die falsche Antwort auf eine richtige Frage. Individuelle Fördermaßnahmen und Wahlmöglichkeiten müssen ausgebaut werden, um die Anzahl schwächerer Schüler zu verringern. In diesem Zusammenhang wäre eine Stundenkürzung sinnvoll, nicht aber als Sparmaßnahme", meinte Brosz, der vor diesem Hintergrund die Protestmaßnahmen der Lehrer verständlich findet.
Unterstützt wird die Linie Gehrers dagegen vom ÖVP-Klub. "Wir wollen nicht, dass unsere Schüler 40 bis 65 Stunden in der Woche für die Schule arbeiten müssen", sagte Molterer in einer Aussendung. Die Qualität hänge nicht von der Stundenanzahl, sondern von der Auswahl der richtigen Inhalte sowie deren Vermittlung ab. Ein wichtiger Schritt zur Qualitätssteigerung und inhaltlichen Entlastung der Schüler sei bereits mit dem Lehrplan 1999 durch die Aufteilung des Unterrichtsstoffs in Kernbereiche und Erweiterungsbereiche erfolgt. Mit den moderaten Stundenreduktionen erfolge nun der nächste Schritt. Bei der zur Begutachtung verschickten Entlastungsverordnung sei darauf geachtet worden, dass für alle Fächer genügend Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen.
(Schluss) cm/mk
APA458 2003-04-08/14:21
081421 Apr 03
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